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Blog

Die Sonko-Recherche: Wie man einen mutmasslichen Folterkommandanten hinter Gitter bringt

Guest User

Im Januar machte Franziska Ramser von der Rundschau publik, dass der ehemalige gambische Innenminister Ousman Sonko als Asylsuchender in der Schweiz wohnt. Und dass ihm von verschiedenen Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Am nächsten Morgen wurde er verhaftet.

Knapp zwei Wochen lagen zwischen dem ersten Hinweis und dem ausgestrahlten Beitrag. An der Wie?So! Veranstaltung von JJS in Zürich erzählte Franziska Ramser, wie sie bei der Recherche vorgegangen ist. Und worauf Junge Journalisten achten sollten, wenn sie selbst so eine Geschichte an Land ziehen.

0. Verschlüsselte Kommunikation einrichten. Wenn sichere Kommunikationsmittel nötig werden, erreicht die Geschichte mit grosser Wahrscheinlichkeit Dimensionen, welche einem nicht mehr Zeit und Energie lassen, sich auf das Konfigurieren von Mailprogrammen zu konzentrieren. Franziska Ramser spricht aus Erfahrung.
Für verschlüsselte SMS-Dienste empfiehlt Ramser die App Threema, E-Mails werden  mit PGP verschlüsselt. Für die Installation für Mac gibt es hier einen Leitfaden, für Windows hier.

1. Einen Tipp erhalten. Es lohnt sich, Kontakte in den eigenen Spezialgebieten aufrechtzuerhalten. Und sie ab und zu anzurufen und sich erkundigen wie es geht, ob es etwas Neues gibt. Natürlich gehört auch Glück dazu: Den Tipp zu Ousman Sonko erhielt Ramser von einer Person, die direkt auf sie zukam.

2. Quelle und Primeur schützen. Bei so heikeln Recherchen die Quelle wenn immer möglich persönlich treffen, statt per Mail/SMS kommunizieren. Den Namen der Quelle nicht verwenden, auch nicht in den eigenen Notizen. Innerhalb der Redaktion blieb die Geschichte um Sonko lange geheim, nur Ramser und ihr Chef wussten davon. Erst in den letzten Tagen, als Ramser die Unterstüzung des Teams für den Dreh brauchte, weihte sie ihre Kollegen ein. Externen Partnern sagte Ramser nur, es gebe Hinweise, dass Sonko in Europa sein könnte.

 

Franziska Ramser

3. Verifizieren und Recherchieren in unbekanntem Terrain. Die Funktion und Vorgeschichte von Ousman Sonko konnte Ramser dank gambischen Online-Zeitungen überprüfen. Was sie dann brauchte, waren Personen, welche die Vorwürfe gegen ihn bestätigten. Im Fall von Gambia war dabei Facebook ein zentrales Werkzeug. Selbst Diplomaten waren so am einfachsten erreichbar. Um an die richtigen Personen zu kommen, fragte sie sich durch und nutzte einzelne Kontakte als Katalysatoren: Etwa frage sie einen Online-Blogger, ob er ihr weitere Ansprechpersonen nennen könnte, welche gegen Sonko aussagen würden. So fand sie den Menschenrechtsanwalt und die Folteropfer im Beitrag. Das Netzwerk von Kontakten war auch hilfreich, um die Glaubwürdigkeit von Informanten zu überprüfen.

4. Einschätzen des Schweizer Aspekts. Haben die Schweizer Behörden richtig gehandelt? Dafür nahm Ramser mit dem Rechtsexperten Stefan Trechsel Kontakt auf, welcher später auch als Studiogast diesen Teil der Geschichte einordnete.

5. Externe Partner nutzen. Der Beitrag beginnt mit Szenen aus Gambia. Der Afrika-Korrespondent des SRF selbst war nicht verfügbar. Aber er konnte Ramser an einen deutschen Kollegen weiterverweisen, welcher die Aufnahmen dann übernahm. Für eine externe Einschätzung wandte sich Ramser an die Organisation Trial international, Amnesty International half mit, Kontakte zu finden.

6. Konfrontieren der Verantwortlichen. Erst kurz vor dem Sendetermin kontaktierte Ramser die Berner Kantonspolizei. Das Staatsekretariat für Migration und die Staatsanwaltschaft sogar erst am Tag der Sendung.

Während zwei Tagen versuchten zwei Kollegen vom Rundschauteam, Sonko vor dem Asylzentrum abzupassen. Vergeblich. Immerhin konnten Ramsers Kollegen daraufhin ins Asylzentrum an den Empfang und filmen, wie sie nach ihm fragten. Die Erlaubnis dafür gab der Berner Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser.

7. Schlussspurt. Drehen, Schneiden, Studiogespräch, Onlinetext – fertig. Aber: Nach der Geschichte ist vor der Geschichte. Aspekte, welche nicht im realisierten Beitrag Platz haben können Stoff für den nächsten sein.

Manuela Paganini

 

 

Einen Tag mit dem CEO – zwei Jungjournalisten in der Sendung ECO

Guest User

Die JJS-Mitglieder Noah Zygmont und Pascal Scheiber sind keine 19 Jahre alt und haben bereits zwei Beiträge für das Wirtschaftsmagazin ECO von SRF produziert. Hier berichten sie über ihr aktuelles Projekt und erklären, wie die Zusammenarbeit mit den Sendemachern zustande gekommen ist.

Wir wollen den Zuschauern eine jugendliche Perspektive bieten und zeigen, wie Konzernchefs wirklich ticken. Die Idee hat die ECO-Redaktion überzeugt. Und so begleiteten wir schon zum zweiten Mal eine hohe Wirtschaftspersönlichkeit durch ihren Arbeitstag.

Die erste Folge von «Einen Tag mit dem CEO» ging im Juni 2016 über den Sender. Darin begleiteten wir den Swiss-CEO Thomas Klühr.

Noah (links) und Pascal (rechts) mit Thomas Klühr. Quelle: N. Zygmont.  

Noah (links) und Pascal (rechts) mit Thomas Klühr. Quelle: N. Zygmont.  

Vor ein paar Wochen liess uns ECO erneut auf eine Wirtschaftspersönlichkeit los. Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands, nahm uns während einem Tag mit. Zuerst an eine Medienkonferenz in Zürich, gefolgt von einem Radiointerview, danach ging's ab nach Winterthur zu Burckhardt Compression und schlussendlich wieder zurück nach Zürich an den letzten Termin. Bewundernswert und sehr inspirierend so ein Leben als hohe Wirtschaftspersönlichkeit, fanden wir. 

So kam die Zusammenarbeit mit ECO zustande

Vor knapp zwei Jahren suchte ECO für sein Web-Projekt «Mint» – welches mit dem Medienpreis für Finanzjournalismus 2015 ausgezeichnet wurde – zwei Jungjournalisten. Mit einem kleinen Video inkl. Interview mit einer Person aus der Wirtschaft, haben wir uns beworben. Und siehe da: Wir haben gewonnen! Nebst einem kleinen Preisgeld erhielten wir die Chance, zwei hohe Wirtschaftspersönlichkeiten am Swiss Economic Forum 2015 in Interlaken vor laufender Fernsehkamera zu interviewen. Pascal wagte sich an den Roche-Chef Severin Schwan, während sich Noah an Urs Schäppi, CEO der Swisscom, herantastete.

Für uns war dieser Anlass der erste Auftrag für das SRF. Etwas flau im Magen war uns deshalb schon. Doch ein kurzes Briefing mit Moderator Reto Lipp, einige Absprachen mit der Redaktion und schwups – schon fuhren wir mit dem Zug nach Interlaken. Für Nervosität blieb keine Zeit. Zuerst Maske, dann Interviewtermin und schlussendlich das Livegespräch mit Severin Schwan bzw. Urs Schäppi.

Übrigens: Ein neues Web-Video-Projekt ist in Planung. Falls Du Interesse hast, melde Dich doch einmal bei uns.

Cheers

Pascal & Noah

Wir öffnen dir die Tür zur Medienwelt!

Natalina Haller

Zuerst die unangenehme Nachricht: In den nächsten Wochen kriegst du von uns Post mit der Rechnung für den diesjährigen Mitgliederbeitrag. Teile uns bitte möglichst bald per Mail mit, falls du kürzlich umgezogen bist.

Für deine Unterstützung danken wir dir herzlich! Und diese Angebote gibts dafür:

Du bist gerade Journalistin oder Journalist geworden oder du befindest dich auf dem besten Weg dazu. Ob du wirklich gut schreibst, schneidest, filmst – ganz sicher bist du dir da noch nicht. Im Büro finden deine Arbeit alle «Ok» - aber so richtig kann dir niemand sagen wieso. Wir haben da was für dich: eine Tasse Kaffee mit eineR etablierten JournalistIn.

Auch wenn du bereits mit einem Fuss (oder beiden Füssen) im Business angelangt bist, sind wir für dich da. Denn wir wissen: Deine Story wird toll. Nur weiss das vielleicht dein Auftraggeber noch nicht und zögert, dich auf eine längere Recherche im In- oder Ausland zu schicken. Hier kommen wir ins Spiel mit unserem Recherchefonds - wir helfen dir, deine Reportage zu verwirklichen.

Aller guten Dinge sind drei: Wir öffnen dir auch wortwörtlich die Türen – mit dem Jugendmedienausweis. Dank unserer Kooperation mit dem Journalistenverband impressum geniesst unser Ausweis höchste Glaubwürdigkeit. Wir erinnern dich daran, dass du als Aktivmitglied kostenlos den Jugendmedienausweis beantragen kannst. Damit wir auch dir den Ausweis ausstellen können, benötigen wir von dir drei redaktionelle Beiträge aus dem letzten halben Jahr, die den Richtlinien entsprechen sowie ein aktuelles Foto von dir. Falls du dich also in der letzten Zeit gefragt hast, wo die diesjährige Press Card bleibt: dein Antrag und die Belege deiner Beiträge haben gefehlt. Sobald wir alles haben drucken wir den Ausweis und er landet innerhalb von ein paar Tagen in deinem Briefkasten.

Das war Wie?So! mit Charlotte Theile

Natalina Haller

Charlotte Theile / Bild: Martina Koch

Charlotte Theile / Bild: Martina Koch

„Es braucht mehr Stühle“, sagt Charlotte und es stimmt. Das Erkerzimmer im Karl der Grosse füllt sich allmählich. Die Menschen kommen, um Charlotte Theile zu hören - die junge Journalistin, die für die Süddeutsche Zeitung über die Schweiz schreibt. Wir sprechen über einen Artikel zum Thema Verdingkinder. Theile erzählt im Text die Geschichte von Anna Schnegg (Name geändert). Bevor wir darüber sprechen, liest Charlotte den Artikel vor.

„Jetzt bist du halt bei uns. Dieser Satz wird zur Überschrift ihrer Kindheit.“

„Sie wusste auch, dass nicht in Ordnung war, was ihr Pflegebruder von ihr wollte, wenn er nachts durch ihr Fenster stieg oder beide allein im Stall waren.“

„Die Ziegen im Stall, die sie liebte wie sonst nichts auf der Welt. Der Tag, an dem sie die Tiere zum Schlachter bringen musste.“

Bild: Martina Koch

Im Gespräch gehen wir darauf ein, wie traumatisierte Personen interviewt werden können. Charlotte Theile empfiehlt, auf jegliches Druckmachen zu verzichten. Der Interviewte gebe das Tempo vor, bestimme wann es eine Pause braucht und auch, wie viel sie oder er erzählen will. Im Gespräch Pausen aushalten sei ebenso wichtig wie die bewusste Ablenkung, wenn es zu viel wird. Dann solle man lieber einen Tee trinken oder über die Katze sprechen. Distanz schaffen.

Charlotte Theile erzählt, begründet, beantwortet Fragen aus dem Publikum, dass es nur so eine Freude ist. Sie beantwortet zum Beispiel die Frage, wie es nach einem solchen Artikel weitergeht. „Man muss klar machen, dass es eine professionelle Beziehung ist und keine Freundschaft“, sagt Theile. „Indem man nicht auf jede Whatsapp Nachricht antwortet und die Facebook-Freundschaftsanfrage nicht annimmt.

Charlotte Theile und Dominik Meienberg / Bild: Martina Koch

Charlotte Theile und Dominik Meienberg / Bild: Martina Koch

Ein toller Abend geht später ein Stockwerk weiter oben bei Wein, Bier, Wurst und Käse zu Ende. Es bleibt der Dank an Charlotte Theile sowie an alle, die gekommen sind. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe von Wie?So!

Informationen zum nächsten Wie?So! gibt es bald auf unseren Kanälen (Website, Facebook, Twitter).

Dominik Meienberg

Bild: Martina Koch

Das erhältst du in einem Praktikum bei...

Guest User

Wie viel bezahlen Schweizer Redaktionen für ein Praktikum, wie lange ist die Mindest- und Maximaldauer? Wir sorgen mit einer Übersicht mit Angaben zu mehr als 80 Publikationen für Transparenz. Ein Bericht über den Entstehungsprozess. Und eine Einordnung der Ergebnisse, denn in diesen stecken mehr als die reinen Zahlen.

Unsere Übersicht soll nicht zur Rangliste werden für besonders faire oder skandalöse Praktikumsbedingungen. Was wir wollen: Transparenz. Junge Journalisten sollen wissen, was sie von einer Praktikumstelle erwarten und einfordern können.

Trotzdem ist es nicht okay, wenn die Basler Zeitung nur 600 Franken für einen Monat Praktikum bezahlt. Auch 500 Franken Lohn bei Radio Pilatus oder 700 Franken bei Radio FM1 sind keine fairen Bedingungen. Ein Praktikum sollte für alle zugänglich sein und nicht davon abhängen, ob die Berufseinsteiger noch zuhause wohnen oder von Eltern und Grosi unterstützt werden

Begeisterte Jungjournalisten mögen es in Kauf nehmen, während eines mehrmonatigen Praktikums vom Ersparten zu leben und auf Luxus zu verzichten. Doch selbst Spaghetti mit Tomatensauce von M-Budget sind nicht gratis. Und welcher Student oder Lehrabsolvent hat ein dickes Bankkonto?

Uns ist bewusst: Der Lohn wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dauer und Ort des Praktikums, die Vorbildung oder Zusatzleistungen wie das Besuchen von bezahlten Ausbildungskursen sind relevant. Die reinen Zahlen greifen aber nicht nur deshalb zu kurz.

Nebst Geld ist nämlich die Art und Weise der Betreuung zentral. Junge Journalisten wollen in einem Praktikum Neues lernen, besser werden. Learning by doing mag ganz zu Beginn beim Berufseinstieg noch funktionieren, doch ohne konstruktives Feedback ist der Stillstand bald erreicht. Es ist essenziell, dass ein erfahrener Journalist Zeit hat zu helfen, Fragen zu beantworten und Rückmeldungen zu geben. Hierfür bleibe im Alltagsstress auf der Redaktion wenig Zeit, haben wir oft von unseren Mitgliedern gehört.

Das Kapital des Qualitätsjournalismus von morgen sind gut ausgebildete Jungjournalisten. Anbieter von Praktika sind dafür nicht alleine verantwortlich, doch sie stehen in der Pflicht, ihren Schützlingen einen Journalisten an die Seite zu stellen, der Ressourcen für eine gute Betreuung zur Verfügung hat. Redaktionen, die Praktikanten als billige Arbeitskräfte sehen, schaden der Branche.

Wie ist unsere Übersicht entstanden? 

Wir haben den Redaktionen per E-Mail einen Fragebogen geschickt. Einige Publikationen haben unvollständig, beispielsweise ohne Angabe des Lohns geantwortet. In diesen Fällen fragten wir im JJS-Mitgliedernetzwerk nach, ergänzten die fehlenden Angaben wenn möglich und kennzeichneten sie als inoffiziell. Rund 20 Redaktionen reagierten trotz Nachfrage nicht. Was uns freut: Sehr viele, die geantwortet haben, füllten den gesamten Fragebogen aus. Was uns ärgert: Die Kommunikationsabteilung von Ringier liess das Lohnfeld leer, vom Tages-Anzeiger und der SonntagsZeitung kam überhaupt keine Antwort*. Die Grossen scheinen kein Interesse an Transparenz zu haben.

Was uns noch mehr ärgert: Nach dem Aufruf im Mitgliedernetzwerk für Angaben aus absolvierten Praktika erreichten uns auch mehrere Nachrichten wie "nach meinem Praktikum habe ich herausgefunden, dass mein Vorgänger mit ähnlicher Ausbildung und Erfahrung 1000 Franken mehr verdiente" oder "nach den ersten sechs Monaten ist die Bezahlung Verhandlungssache, ich erhielt dann 500 Franken weniger als meine Kollegin".

Höchste Zeit, dass wir unsere Übersicht veröffentlichen.

Karin Wenger

* Update: Ringier meldete sich kurz nach der Publikation der Praktikumsübersicht bei uns und lieferte die fehlenden Angaben nach. Auch der Tages-Anzeiger und die SonntagsZeitung haben uns mittlerweile geantwortet.

Wie?So! mit Charlotte Theile

Natalina Haller

Zürich, wir kommen! Am 10. Februar findet die Veranstaltungsreihe Wie?So! zum ersten Mal in Zürich statt. Exakt auf den achten Glockenschlag des Grossmünsters begrüssen wir Charlotte Theile im Karl der Grosse.

Wir fragen: Wie?
Theile sagt: So!

Charlotte Theile schreibt für die Süddeutsche Zeitung über die Schweiz. Ihre Texte bewegen, interessieren und machen Lust auf mehr.

Charlotte Theile, Quelle: zvg

Charlotte Theile, Quelle: zvg

Wir sprechen mit der Journalistin über ihren Text zum Thema "Verdingkinder", der in der Süddeutschen erschienen ist. Wie verkaufe ich meine Story an die Stammredaktion? Und wie gehe ich damit um, wenn mein/e Protagonist/in traumatisiert ist? Charlotte Theile liefert die Antworten.

Wir freuen uns auf Charlotte und natürlich auf euch. Der Journalismus lebt durch den Austausch von Erfahrungen. Genau das pflegen wir. Und ihr?

Alle Informationen zum Event findet ihr hier.

Die jungen Wilden - Hurra! (Federer, Clinton und Bauern ausgenommen)

Natalina Haller

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu. Nein, es war nicht das Jahr von Roger Federer. Auch nicht das Jahr von Hillary Clinton. Genauso wenig war es das Jahr der Kartoffelbauern. Es war jedoch – einmal mehr – das Jahr von jungen Menschen, die sich eine Stimme verschaffen, hinterfragen, diskutieren. Hier eine Auswahl von Online-Portalen, Audio-Podcasts und Print-Magazinen, die von jungen Schweizer JournalistInnen aus dem Boden gestampft wurden und betrieben werden.

Da gibt es das Online-Medium tize.ch. Ein Internet-Medium, von und für die junge Generation. Marc, zum Beispiel, nimmt den Leser mit an 7 Orte, für die er St. Gallen liebt. Habt ihr gewusst, dass es in der Ostschweizer Metropole Weiher gibt, mit Aussicht auf die Stadt? tize bietet auch Platz für Poesie. Oder für „13 richtig blöde und unnötige Webseiten“. Kennt ihr noch nicht? Dann los!

„Journalismus für die Zukunft“ macht das Team vom Zukunftsmagazin das Lamm. Es erscheint ebenfalls im Internet. Die kritischen NachwuchsjournalistInnen machen selbsternannten Journalismus mit Haltung. Auch die Softnews-Stories kommen nicht zu kurz. Eine schöne Anekdote ist die Fahrt auf einer Couch durch Berlin. Auch spannend: Wie viel Mühe machen Kühe dem Klima wirklich?

Der Verein diePerspektive will junge Menschen an der öffentlichen Meinungsbildung teilhaben lassen. Dies digital und print! Sei es die Spielsucht, ein post mortem Portrait über einen Spitalclown oder 10 Regeln für eine gute Wohngemeinschaft – die Vielfalt ist gross. Leider kämpft diePerspektive jedoch mit finanziellen Schwierigkeiten. Der offene und kämpferisch formulierte Brief auf der Webseite lässt uns jedoch hoffen, dass es weitergeht. Toitoitoi!

Ende Juli wurde das Online-Magazin Coup lanciert. Es ist ein neues, junges Online-Magazin, das dank einer Crowdfunding-Kampagne zustande kam. Publiziert wird einmal monatlich, eine Geschichte. Die InitiantInnen sind alle seit mehreren Jahren im Journalismus tätig. Im November geht’s um die Wölfe im Wallis.

Auf unserem Blog haben wir euch aber auch die „Podcast-Herren“ Luca Ghiselli und Angelo Zehr vorgestellt. Im Audio-Podcast Journalismus Y diskutieren sie über die technischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die die Digitalisierung des Journalismus mit sich bringt.

Kürzlich konnten wir zudem von Negative White berichten – der Plattform für Kulturjournalismus. Negative White hat sich mit einer neuen Website für die Zukunft gerüstet, um dem Kulturjournalismus den Platz zu geben, den er in den traditionellen Medien immer weniger erhält.

Leider wurden dieses Jahr aber auch Medien von bzw. für junge Menschen eingestellt. Auf das Ende von joiz, NZZ Campus und der NZZ-Toolbox folgte kürzlich die letzte Ausstrahlung von Radio kantipark.ch. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen werden Wille und Engagement, ein unabhängiges Medium auf die Beine zu stellen, immer wichtiger.

An dieser Stelle gratulieren wir allen willensstarken, kreativen und engagierten Köpfen herzlich und danken euch für eure Arbeit. Hurra, der Journalismus lebt!

Dominik Meienberg

#JJ16 - ein voller Erfolg!

Natalina Haller

Vom 7. bis 9. Oktober 2016 haben wir im Zürcher Toni-Areal rund 70 junge Medienschaffende drei Tage lang zu einem abwechslungsreichen Programm zusammengebracht. Neben neuen Kenntnissen aus den Workshops konnten viele Teilnehmende ihr Netzwerk erweitern. Und natürlich kam auch der Spass nicht zu kurz!

Die fünfte Ausgabe des beliebten dreitägigen jungen Medienforums Journalismus jetzt kann auch 2016 als voller Erfolg bezeichnet werden. Am Freitag konnten die Teilnehmenden in verschiedene Redaktionen - unter anderem die der annabelle, des Tages-Anzeigers oder Radio Energy - reinschnuppern und die Journalisten mit ihren Fragen löchern, während am Abend eher Zuhören angesagt war: Rainer Stadler, Katia Murmann, Christoph Moser, Marc Lepetit und Hanspeter Krüsi diskutierten auf dem Podium das Thema «Journalismus in Extremsituationen». Spannend wurde es vor allem, als die Eingeladenen Schweizer Themen wie das Attentat von Salez oder den Vierfachmord in Rupperswil und ihre mediale Aufbereitung diskutierten.

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der Weiterbildung. Die Teilnehmenden hatten die Qual der Wahl unter Text-, Radio- und Fotoworkshops. Viele davon wurden von renommierten Medienschaffenden wie Jakob Bächtold, stellvertretender Chefredaktor des Landboten oder Rolf Cavalli, Chef Digitale Medien und stellvertretender Chefredaktor der az Nordwestschweiz, geleitet.

Beim feinen, kreativen Znacht von unserem Foodtruck der Firma Foodbags wurde anschliessend die Zeit zwischen den Workshops und dem Konzert von Riders Connection im Stall 6 mit einer Wandelhalle überbrückt. Der Verein Junge Journalisten Schweiz, die Fachhochschulen ZHAW und ZHdK, das junge Onlinemagazin tink.ch sowie der Journalistenverband impressum stellten sich vor und beantworteten Interessierten ihre Fragen.

Den Sonntag liessen wir schliesslich beim gemütlichen Brunch sowie spannenden Inputreferaten von Helene Aecherli und Angelo Zehr ausklingen. Was will man mehr?

Wir freuen uns bereits auf #JJ17 und hoffen, du bist wieder dabei!

Valérie Jost

Negative White – für eine Kultur mit Qualität

Natalina Haller

Seit bald sieben Jahren versucht das Online-Magazin Negative White dem Kulturjournalismus seinen Platz zurückzugeben. Müde sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch lange nicht: Es stehen grosse Veränderungen an, verrät Redaktionsleiter Janosch Tröhler.

Beginnen wir mit einer These: Der Kulturjournalismus liegt im Sterben. Die grossen Medienhäuser schlingern in der Krise. Ihre Reaktion auf wegbrechende Werbeeinnahmen und sinkende Abo-Zahlen besteht aus einer tödlichen Spirale aus Sparmassnahmen. Und wo saust die Guillotine am ehesten runter? Beim Luxusgut: dem Kulturjournalismus.

Dabei ist das ein Trugschluss. Denn Kultur ist ein Spiegel der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit Kultur – also der Mehrwert des Kulturjournalismus – ist im besten Fall auch immer eine Auseinandersetzung mit unserer Umwelt.

Während der Aderlass auf den Redaktionen fröhlich in die nächste Runde geht, formiert sich ein neuer Kulturjournalismus im Netz. Unzählige Plattformen besprechen Konzerte, Theater, Filme, Bücher und Alben. Dazu gehört auch das Online-Magazin Negative White. Doch wir möchten mehr, als einfach gratis Konzerte besuchen oder kostenlos neue Musik abstauben. Nein, Negative White will dem Kulturjournalismus seine Bedeutung zurückgeben. Kultur verdient Qualität.

Das ist natürlich ein hochtrabendes Ziel. Daran haben wir – mein Bruder Nicola und ich – keine Gedanken verschwendet, als wir 2009 die Idee für Negative White hatten. Wir waren naseweise Grünschnäbel. Wenn wir heute unsere erste Website anschauen, die ersten Texte lesen, war das Dilettantismus auf hohem Niveau. Wir machten einfach mal.

Heute – fast sieben Jahre später – können wir auf Interviews mit Paul McCartney oder Gabi Delgado zurückschauen. Wir haben Konzerte im kleinsten Hinterhofclub bis ins Letzigrund besprochen. Besuchten Festivals von der Grösse einer Gartenparty bis zu Megaevents wie das Wacken.

Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen. Auf dem Weg werden wir immer wieder auf die Schnauze fallen. Aber es ist wie im Moshpit – irgendwie kommst du immer wieder auf die Beine. Dann geht der Pogo weiter.

Manchmal sind wir selbst erstaunt, wo wir heute stehen. Und das alles dank alles andere als selbstverständlichen Ehrenamtlichkeit von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Partnern, Freunden und Kollegen. Ohne Leidenschaft geht es nicht.

Am 2. November 2016 ging unsere neue Website live. Nach über 150 unbezahlten Arbeitsstunden. Sie soll das Fundament bilden für den Kulturjournalismus, den wir uns wünschen. Selbstverständlich braucht es dafür Geld. Deshalb arbeiten wir an Ideen, welchen Service wir unseren Leserinnen und Lesern bieten können, für den es sich zu zahlen lohnt. Wir denken über Personalisierung und Crowdsource-Projekte nach. Wir bleiben rastlos.

«Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen», sagte einst Mahatma Ghandi. Das gilt für uns im Kulturjournalismus ebenso wie für den Journalismus im Allgemeinen.

Negative White findest du auf Facebook, Twitter, Instagram, YouTube und Spotify. Wenn du Lust hast, bei uns mitzuarbeiten, findest du hier weitere Infos.

Janosch Tröhler